- Sandra Sebelin war eine der Deutschen Teilnehmerinnen bei der Snowkayak WM in Lienz und beschreibt für Soulboater ihre Gedanken und Eindrücke, die sie vor ziemlich genau elf Jahren beim Schneepaddeln in Osttirol gesammelt hat:
Das Telefon klingelt, dran ist eine Freundin:
"Hey, Samstag Abend Karnevalparty, biste dabei?" - "Nee, ich ich kann nicht, ich bin bei der Snow- Kajak WM" - "Bei der WAS?"
Dieses und ähnliche Gespräche durfte ich an den Tagen vor dem Karnevalswochenende immer öfter führen und jedes Mal erklären, was zur Hölle dieses Snow- Kajaken denn sein soll und wieso ich das machen würde. Und ja, es ist bescheuert, ja, gefährlich ist es auch und verrückt bin ich sowieso, das ist ja bekannt.
Da war es eine große Erleichterung, Donnerstag Abend endlich Leute zu treffen, die genauso bescheuert sind wie ich und für 2 Tage voller Kälte und blauer Flecken eine zehnstündige Autofahrt auf sich nehmen.
Nach dieser langen Nacht auf verschiedenen Autobahnen quer durch Deutschland bis nach Lienz war es dann endlich so weit….der erste Blick auf die Snow Kajak WM Strecke.
Mein Herzschlag stieg an….Boote vom Dach und hoch zum Start. Jedoch waren die Organisatoren mit dem Präparieren der Strecke noch nicht fertig. Die Probeläufe am Mittag hatten zu heikel geendet….also warten bis morgen…und sehnsüchtiges Zuschauen bei den Testfahrern.
Am Abend dann im Kino von Lienz grosses Treffen von allen Startern. Vor Besprechung des Renntages zeigt Olaf Obsommer seinen Film "Taming the Lion"... unglaubliche Bilder aus Pakistan sind auf der Kinoleinwand zu sehen .... noch Fragen? Stille im Saal ... ich glaube, manchem haben die Bilder einfach die Sprache verschlagen. Endlich die Bekanntgabe der Reihenfolge der „Heats“ also der Startläufe….und ja….zum Glück bin ich bei den Frauen im zweiten „Heat“. Dann kann es ja nicht lange dauern bis zum Start.
Anschließend noch treffen mit Gleichgesinnten im Cafe „WHA“ und aufgeregte Spekulationen…wie am besten die Kurven anfahren? Bloß nicht aus der Steilkurve fliegen…Welche Starttechnik ist die Beste? Frühes Schlafengehen nach einem langen Tag und einem noch weit aus spannenderen bevorstehenden...
Endlich der nächste Morgen. Schnell aus dem Zelt, was frühstücken, warm anziehen und los zum Treffpunkt. Mulmiges Gefühl im Magen beim Hochfahren mit dem Sessellift…und da ist sie wieder….die Strecke….komplett fertig präpariert, mit Sponsorenbannern bestückt und Auffangnetzen abgesichert.
Rein zur Anmeldung…Startnummer und Sponsoraufkleber besorgen….schnell zu den Booten und hoch..... Pustend oben angekommen, gespannter Blick hinunter….gleich geht’s los zum Probelauf..... Reinsetzen ins Boot…warten auf das Startsignal…da ist es…und los! Unglaublich schnelle Beschleunigung…die erste Kurve….gut rumgekommen….die zweite Kurve….aufpassen auf den Vordermann…dritte Kurve, die Steilkurve…jetzt geht’s rund…zu schnelles Tempo…voll in die Kurve….das Boot hebt ab…schneller Versuch, dieses zu verhindern…zu spät…Überschlag samt Boot….voll auf den Schnee…halb hinaus gefallen…kurze Orientierung…Ausweichen vor den anderen… schnell in Sicherheit bringen.
Erneuter Einstieg ins Boot…die letzten Meter auch noch runter….ankommen im Ziel….WOW.
Nach dem Probelauf kurzes Durchatmen.... Erstmal vom Adrenalinkick wieder runterkommen. Puh!
Der Puls normalisiert sich wieder ein wenig…und weiter geht’s
Cowtail ans Boot und den Hang wieder hoch zum Start. Oben angekommen, nervöses Warten bis zum Aufruf des zweiten „Heats“ der Damen…da…meine Startnummer…schnell Helm aufsetzen und an den Start.
Durch das Walkie- Talkie höre ich, wie die Strecke freigegeben wird…Anspannung…dann der Start…erneut volle Power geben…leider ein wenig zu spät reagiert…die anderen sausen vorbei…in der ersten Kurve versuche ich, an den anderen vorbei zu kommen…Mist…klappt nicht….zweite Kurve…schnell ausweichen…zu spät! Zusammenstoß mit dem Boot vor mir…Kontrolle über das Boot verloren…rückwärts geht’s weiter runter….die Steilkurve…
....wieder voll rein…erneutes Zusammenstoßen mit den anderen…alle hängen auf einem Haufen….dann…das Feld zieht sich auseinander…schnell versuchen, den Vorsprung wieder einzuholen….Mist…noch eine Drehung…der letzte Sprung…die Ziellinie….dritte…langsames Ausgleiten des Bootes…die Anspannung fällt ab…im Ziel…als Dritte bei den Vorläufen…da gibt es nur Eins….nächstes Jahr komme ich wieder.
Aber vorher gibt es noch das Soulboater Snowkayak-Rennen in der Skihalle.... Da bin ich dabei, garantiert!!
Text: Sandra Sebelin
Fotos: Nico Brandes